(Ketzerische) Gedanken zum Klimawandel           (Goa, im Januar 2008)

Reisebericht Nr. 8 war kurz, aber was ich erlebt hatte war geeignet, einem an die Nieren zu gehen, so hautnah hatte ich die Klimaproblematik noch nie erlebt. Anstatt goatypischer Strandspaziergänge und Kaffeeklatschrunden wurde ich Stammgast im Internet Café um bei brütender Hitze, wahrhaftig im Schweiße meines Angesichtes, auf den Bildschirm zu starren, der mir jedoch willig und Dank des amerikanischen „freedom of information act", jede Menge Daten ausspuckte. Wenn ich gegenwärtig in Indien reise, scheint die Straße mit Getreide gepflastert. Wir LKWs müssen herhalten, zum Dreschen. Dann fliegt das Ganze noch einmal per Heugabel in die Luft und Spreu und Weizen sind getrennt. Die Heugabel fehlte mir im Internet Café. Papier ist geduldig und der Bildschirm auch, was ist Spreu und was ist der Weizen? Das Ganze hätte zum Erstickungstod im Brei der Spreu-Weizen Grauzone führen können, wäre da nicht Dirk Maxeiner gewesen, der mir kurz vor Abfahrt in Deutschland bei Amazon über den Weg gelaufen war. Maxeiner, langjähriger Chefredakteur des Umweltmagazins „Natur" und Verfasser vieler Bücher zur Umweltproblematik, hatte nicht Tage, wie ich, sondern Monate aufwendig recherchiert, gelesen, gesammelt und interviewt. „Hurra, wir retten die Welt!" ist dabei herausgekommen, eine kritische Analyse dessen, was wir wissen und dessen, was wir nicht wissen; die Lektüre sei all denjenigen fest ans Herz gelegt, die sich mit Goethes Ausspruch, „Eigentlich weiß man nur, wenn man wenig weiß; mit dem Wissen wächst der Zweifel", anfreunden können. All diejenigen, die sich sicher sind zu wissen, sollten die Finger von diesem Buch lassen, sie würden sich doch nur ärgern (ISBN 9-783-937989-29-7).

Ich habe mich in meinem Leben ein wenig für die Medizin interessiert. Die Antworten auf Klimafragen kamen aus der Zeitung, war praktisch, man brauchte nicht nachzudenken. Lassen Sie mich also, zu meiner eigenen Rekapitulation und unabhängig von Indien, einige Fakten, Fragen und Definitionen auflisten (man sagt, wenn man es schreiben könne, habe man es auch verstanden; für meine Person sei dies bezüglich großer Zweifel angemeldet).

CO2  Ohne Kohlendioxyd gäbe es kein Leben. Pflanzen, Algen und Bakterien haben es gelernt, Sonnenlicht, Wasser und CO2 in chemische Energie und Sauerstoff umzusetzen. Photosynthese nennt man das Ganze, ohne CO2 kein O2, ohne O2 in der Atmosphäre kein Leben und, wie grausig, unser schöner, blauer Planet würde, für die grünen Männchen einer fernen Galaxie, wenn sie denn so weit schauen können, anstatt in herrlichem Blau in Hellrot erstrahlen.

Treibhauseffekt

Uns Medizinern und speziell den Angiologen ist Jean-Baptiste Fourier ans Herz gewachsen, hat er doch, Mathematiker seines Zeichens, mit der Erfindung seiner Fourier Transformation für die Grundlage der Analyse unserer geliebten Ultraschalldaten gesorgt. Fourier, wie Mathematiker das so tun, rechnete gerne und so errechnete er auch, daß es auf unserer Erde eigentlich kühler sein müßte, als es ist. Er schloß, daß in der Atmosphäre ein Teil der von der Erde abgegebenen Wärmestrahlung zurückgehalten werden müsse, analog einer Scheibe, die man über ein Pflanzenbeet hält, um den Ertrag zu steigern. Es bedurfte allerdings des Nobelpreisträgers Svante Arrhenius, das Phänomen zu klären. Es sind die Spurengase unserer Atmosphäre, u.a. also des CO2, die infrarotes Licht absorbieren und so zur Erwärmung beitragen. „Spurengase", weil wir halt immer noch nicht im CO2 ersticken, sondern das Kohlendioxyd im Vergleich zum Stickstoff (78%), Sauerstoff (21%) und Argon (1%) nur einen Anteil von derzeit 0,038% der atmosphärischen Gase ausmacht. Wir müssen ihm im übrigen äußerst dankbar sein, dem Treibhauseffekt, denn ohne ihn läge die globale Temperatur nicht bei +15°C, sondern bei -18°C. Stellen Sie sich das mal vor, die amerikanischen Restaurants bräuchten keine Klimaanlagen mehr, um aus wohligen Temperaturen kühlschrankähnliche zu fabrizieren.

Der Treibhauseffekt ist zudem keine feste Größe die man, wenn man denn wirklich wolle, abschaffen könnte; hier spielen drei Komponenten zusammen. Die Gesamt-CO2-Emission unseres Planeten liegt bei jährlichen 210 Milliarden Tonnen,
7 Milliarden davon stammen aus menschlicher Produktion (natürlicher versus anthropogenem Treibhauseffekt), und selbst diese 7 Milliarden Tonnen reichen in keiner Weise, die Veränderungen unserer Globaltemperatur, wie wir sie registrieren, zu erklären. Das wichtigste Treibhausgas ist das, was beim Spaghettikochen aus dem Topf quillt, Wasserdampf (was in keiner Weise heißen soll, daß ich etwas gegen die italienische Küche hätte). Die über das CO2 gesteuerte Erwärmungskomponente führt zur Wasserverdunstung, denn immerhin gehören 2/3 unserer Planetenoberfläche den Meeren. Wasserdampf sammelt sich in der Atmosphäre mit einem überproportional stärkeren, aber sonst dem CO2 vergleichbaren Wärmungseffekt, positive Rückkopplung nennt das die Wissenschaft. Es wäre zu schön, wenn es so einfach wäre, denn wer, sonnenhungrig wie ich, fürchtet nicht die Wolken. Nicht nur das Bräunen funktioniert nicht mehr wie gesollt, es wird auch kühler. Wolken, schließlich auch nur Wasserdampf, können, je nach Höhe, also je nach der Schicht der Atmosphäre, in der sie entstehen, wärmen oder kühlen, ich habe es Ihnen ja oben versichert, daß ich viel schreiben kann, ohne es notwendigerweise auch zu verstehen. Der Wassergehalt der Atmosphäre ergibt sich aus der Balance von Verdunstung, 3D-atmosphärischer Bewegung und dem Niederschlag. Diesen komplexe Prozeß scheint bis heute niemand so richtig zu verstehen, die Achillesferse aller gängigen Klimamodelle, wie ich gelernt habe.

Globaltemperatur

Das ist ja wirklich ein verrückter Begriff, der unsere Gemüter so anhaltend bewegt, die Globaltemperatur. Mal ehrlich, sagt Ihnen dieser Terminus wirklich etwas? Die Damen des Hauses sitzen im Bikini auf der Veranda, schon mutig bei einer „Globaltemperatur" von 13,8°C. Wie ich auf 13,8°C komme? Ganz einfach, Wohnzimmer +30°C, Keller +25°C, Kühlschrank +4°C, Tiefkühltruhe -4°C. Schalten Sie letzteren ab, verändert sich das Klima Ihres Hauses gewaltig! So einfach geht das denn doch nicht. Wenn man schon Meßstellen wie Kühlschrank und Tiefkühltruhe hinzuzieht, muß man zumindest flächenmäßig gewichten, um einen Mittelwert zu errechnen; Sorry, wird bei den gängigen Klimamodellen so auch nicht gemacht. Ich finde es faszinierend, daß ich in Sibirien die Heizung aufdrehen und im Death Valley eine gewaltige Tiefkühltruhe installieren, die lokalen Temperaturen austauschen kann, ohne daß sich die Globaltemperatur ändert. In Sibirien verstauen die Leute bei +50°C ihre Wintermäntel, im Death Valley wird bei -50°C das Hinweisschild „Heißester Punkt der Erde" abmontiert. Und das soll keine Veränderung des Weltklimas beinhalten? Nein, mein „Indikatorwert" hat sich nicht verändert.

Die Globaltemperatur wird als Mittelwert multipler Messungen über die ganze Welt ermittelt. Dabei ergeben sich kleinere Probleme. Im Idealfall sollte die Dichte der Meßstellen über die Erdoberfläche konstant sein, etwas problematisch bei einer Oberfläche unseres Planeten mit Arktis, Antarktis, Hochgebirgen, Wüsten und Meeren. Einverstanden, zuviel verlangt. Aber die Meßstellen und die Meß-bedingungen sollten konstant bleiben, um eine Vergleichbarkeit über die Zeit zu gewährleisten. Entschuldigung, klappt wieder nicht, panta rhei, alles fließt, das wußten schon die alten Griechen. Mit dem Zusammenbruch der Sowjetunion wurde dort gewaltig umstrukturiert, Militäreinheiten verlegt, verschoben, abgeschafft. Leider waren viele der Temperaturmeßstellen, zumindest in Sibirien und den asiatischen Sowjetrepubliken militärgebunden. Pech.

Städte sind Hitzeinseln, was man im Modell einrechnen kann, blieben diese denn konstant. Tun sie aber nicht, schauen Sie nur nach Groß-Bombay. Vor 30 Jahren lebten hier 5 Millionen Einwohner, heute sind es 24. Glaubt irgend jemand, daß Meßwerte aus dieser Region, longitudinal gesehen, vergleichbar sind? Nein? - Pech.

Tja, und dann die Farbe. Früher waren die Wetterhäuschen mit Kalkfarben geweißelt, heute werden sie, viel haltbarer, mit Acrylfarben gestrichen. Was daran falsch sei? Gar nichts, wenigstens war solange nichts falsch bis man feststellte, daß Acrylfarben im Gegensatz zu Kalkfarben Wärmestrahlen nicht reflektieren sondern (teilweise) absorbieren. So ein Pech.

Vom Effekt von Rodungen, Plantagenanlagen, Grundwasserspiegelveränderungen, etc., ganz zu schweigen. Ich habe mehrfach berichtet, daß man die indische Polizei vorzugsweise im Schatten großer Bäume findet. Wohl verständlich. Schneidet man die Bäume ab, wird's dort wärmer, ohne daß sich das lokale Klima groß verändert. Bei Anlage von Plantagen, dem Aufforsten von Wäldern oder allgemein dichter Vegetation läuft's anders herum. Pech für die Globaltemperatur.

So richtig lustig (finde ich wenigstens) wird's aber erst, wenn man sich die Temperaturvergleichszeiträume ansieht. Die Globaltemperatur wird nicht als Absolutwert angegeben, sondern als Differenz, Differenz der heutigen Globaltemperatur zu einem als „normal" definiertem Bezugszeitraum. Für große Forschungseinrichtungen, wie der CRU (British Climate Research Unit) oder dem GISS (Goddard Institute for Space Studies; NASA), ist dies der Zeitraum zwischen 1961 und 1990. Wenn renommierte Institutionen, wie die oben genannten, diesem Vergleichszeitraum vertrauen, wird das gute Gründe haben, dies sei keinesfalls bezweifelt. Trotzdem fällt mir als Laien der Glaube schwer. Dreißig Jahre, verglichen mit den Klimaverrücktheiten der letzten vier Milliarden Jahre? Stellt man die Erdgeschichte in Form des Ablaufes eines Jahres dar, so ergibt sich das alt bekannte Bild:

  • am ersten Januar entsteht die Erde
  • am 29. März regt sich das erste Leben
  • am 15. Dezember donnern die Saurier durchs Revier
  • am 31. Dezember betritt der Mensch die Bühne
  • 14 Sekunden vor Sylvester wird Christus geboren

So sehr lange sind wir Menschen also noch nicht an Bord dieses Schiffes. Wenn wir trotzdem für die Beurteilung der heutigen und zukünftigen Klimaentwicklung den Zeitraum 1961-1990 heranziehen bedeutet dies, daß wir uns auf 0,2 Sekunden der Weltgeschichte beziehen. Für die verbleibenden 31'536'999,8 Sekunden des obigen Einjahresmodelles oder 99,99999937% der Weltgeschichte, scheinen wir keine vernünftigen Daten zu haben - oder?

So ganz unwissend sind wir trotzdem nicht, Dank sei den Proxys, See- und Meeressedimenten, Versteinerungen, Korallen, Pollen, Eisbohrkernen, usw. Diese erzählen uns eine bewegte Geschichte der Klimakapriolen der Vergangenheit mit ihren Eis- und Heißzeiten, Meteoriteneinschlägen, Vulkanausbrüchen und den Globus verdunkelnden Asche- und Rauchwolken. Was ist eigentlich normal? 1961-1990?

Noch 2000 Jahre, bevor sich der Mensch zu aufrechtem Gang entschloß, bedeckten Kilometer dicke Eisschollen unser heutiges Europa. Der Meeresspiegel lag 100 Meter unter dem heutigen Niveau. 4000 Jahre später badeten Nilpferde und Elefanten in den Binnenseen der Sahara. In Mitteleuropa lag die Temperatur um ca. 2°C höher als heute. Abnormal? Was ist normal? 1961-1990?

Warum sind wir so vermessen, angesichts dessen, was uns die Vergangenheit bescherte, überhaupt einen Normalzeitraum zu definieren? Und dann 30 Jahre? Weil wir nur so verläßliche Daten auswerten können. Wenn wir dies aber tun beinhaltet dies unter anderem, daß jegliche Interpretation einer zukünftigen Klimaentwicklung von der Annahme ausgeht, daß wir die Zeit, unsere Lebens- und Verhaltensweisen, unsere Technikentwicklung und eigentlich alles linear in die Zukunft fortschreiben können. Ich vernehme es, allein mir fehlt der Glaube! Dirk Maxeiner zitiert ein herrliches Beispiel: „Das Pferdeauktionshaus Fiss, Doerr & Carroll an der East 24th Street in New York, zog Ende des 19. Jahrhunderts Tausende von Käufern an. Die siebenstöckigen, einen ganzen Block einnehmenden Ställe platzten aus allen Nähten. Pferde waren das wichtigste Arbeitstier und Transportgerät, und es wurden immer mehr. Die schweren Pferderassen, die heute ein werbeträchtiges Markenzeichen für Brauereien sind, bescherten den Bürgern einen Alptraum. Allein in der Innenstadt produzierten die Pferde täglich 1100 Tonnen Mist und 270'000 Liter Urin; in den Ställen türmten sich monatelang Tausende von Kubikmetern Pferdeäpfel. Fachleute stellten alarmierende Hochrechnungen auf: im 20. Jahr-hundert werde der Pferdemist die Fenstersimse im ersten Stock erreichen und New York darin ersticken. Was die New Yorker nicht ahnten: ein lauter Knall in einer Werkstatt im fernen Bad Canstadt bei Stuttgart sollten aus der düsteren Prognose bald Makulatur machen. 1886 setzte sich dort, mit Carl Benz am Steuer, das erste Automobil in Bewegung. Die Fahrt endete nach wenigen Metern und der Erfinder selbst ahnte nicht, daß er soeben begonnen hatte, die New Yorker Arbeitspferde in Pension zu schicken".

Die Pferde wurden wirklich pensioniert, die Industrialisierung revolutionierte die Welt, Pferdestärken wurden jetzt nicht mehr aus Muskelkraft sondern aus fossiler Energie gewonnen, die neuen Pferdeäpfel sind gasförmig und werden CO2 genannt. So wie die New Yorker einst befürchteten im Pferdemist zu verenden, so legt sich heute die CO2 Wolke auf unsere Gemüter und gibt zu den wildesten Prognosen Anlaß. Finsternis und Hitze werden uns bedrohen oder aber, die vor einigen Jahren herumgeisternde Studie des Pentagons sei erwähnt, der Golfstrom werde sich umkehren und Europa in einer Eiszeit versinken. Die Spannbreite der Szenerien ist enorm, wir können uns aussuchen, wie die Apokalypse aussehen soll, obwohl das Pentagon Papier inzwischen wieder in der Schublade verschwunden ist und die prognostizierte Eiszeit wohl nur in Form italienischen Speiseeises Wirklichkeit wird. Aber Vorsicht: die Pferdeäpfelprognose!!

Woher wollen wir denn eigentlich wissen, wie die Zukunft verlaufen wird? Oder gibt es Hellseher unter uns? Wie werden unsere Nachkommen in einigen Generationen leben, was werden sie kaputt gemacht, was werden sie erfunden haben? Einstein hat nie daran geglaubt, daß Atomenergie nutzbar sei, er hat sich getäuscht, wann kommt der nächste Carl Benz, dessen Erfindung die CO2 Schwaden ins All entlassen und unsere gruseligen Szenerien ad absurdum führen? Honda hat den ersten Serien nahen Wasserstoffmotor auf den Markt gebracht, wie ich der Zeitung entnommen habe; aus dem Auspuff kommen Treibhausgase!! Die gleichen, wie aus dem Spaghettitopf.

Kohlendioxyd und die Klimaprognosen

Es scheint weniges zu geben, worauf man sich in der Welt der Klimaforschung wirklich geeinigt hat. Eines der Fakten ist, daß das Verhältnis von Temperaturveränderung und Treibhausgaskonzentration einer logarithmischen Funktion folgt, will heißen, daß zur Verdoppelung der CO2 Temperaturwirkung eine Vervierfachung der CO2 Konzentration erforderlich ist. Nach dem letzten Welt (UN) Klimabericht, IPCC, 2007 (International Panel on Climate Change), wird eine Verdoppelung der humanen CO2 Emission eine Temperaturerhöhung von 2,0-4,5°C nach sich ziehen. An dieser Stelle wird es problematisch. Nach Berechnungen des Massachusett Institute of Technology (MIT), einer, was wissenschaftliche Reputation angeht, direkt zu Havard oder Stanford vergleichbaren Institution, haben wir, bei der Addition aller seit der Industrialisierung ausgestoßenen Treibhausgase, ca. 75% dessen erreicht, was wir von einer Verdoppelung der CO2 Konzentration zu erwarten hätten. Entsprechend des IPCC Berichts hätte dies gleichbedeutend sein müssen mit einer Erhöhung der Globaltemperatur um 1,5-3,0°C. Dies ist Gott sei Dank nie eingetreten. Seit den 1970er Jahren bis zum Ende des Jahrtausends nahm die Temperatur wirklich zu, allerdings nicht der CO2 Konzentration exponentiell verbunden, sondern linear, um ca. 0,2°C pro Jahrzehnt. Möge das erklären wer wolle. Gleichfalls schwer ins Bild paßt die von niemandem bezweifelte Abkühlung, die Europa zwischen 1940 und 1976 heimsuchte, es sei denn die kühlende Wirkung des von der Industrie in die Atmosphäre beförderten Drecks hätte den deutlichen Anstieg der CO2 Konzentration dieser Zeit, einschließlich jeden positiven Rückkopplungseffektes überkompensiert.

Die Probleme der gängigen Klimamodelle können erstaunlicherweise auch direkt dem IPCC Bericht entnommen werden: die planetare Energiebilanz: auf jeden m2 unserer Erde treffen 342 Watt solarer Energie. Der Treibhauszusatzeffekt (einschließlich positiver Rückkopplung) wird auf ca. 2,3±6,0 Watt/ m2 geschätzt; 2,3 ± sechs Komma null!!! Würde ich, als kleiner Mediziner, oder auch meine bekannteren Kollegen von der Uni Basel, ein solches Ergebnis an ein medizinisches Peer Review Journal einreichen, würden wir im harmlosesten Falle ausgelacht. Ein Ergebnis mit einer Standarddeviation (Unsicherheit) von 300% ist nicht unbedingt aussagekräftig. Noch ein kleiner persönlicher Seitenhieb gegen die IPCC Statistik. Jedem wissenschaftlichen Experiment liegt eine prospektiv (zuvor) formulierte Hypothese zu Grunde. Dreht man den Spieß um und sammelt zuerst die Daten, aus deren Analyse man dann eine Hypothese formuliert, macht man, im Statistikjargon, ein „fishing experiment". Nach was gefischt wird? Nach jenen 5% signifikanten Ergebnissen, die bei diesem Analyseansatz per Zufall auftauchen müssen, ohne daß sie inhaltlich zu verwerten wären; wie gesagt: Zufall. Zugegeben, eine prospektive Studie mit der heute formulierten CO2 Hypothese würde die nächsten 50 Jahre in Anspruch nehmen und man könnte nicht mit Ergebnissen auf einer Bühne tanzen, aber es spricht wenig dagegen, den Sachverhalt wenigstens klar zu legen. Habe weder in der „Summary for Policy Makers" (und das ist der kritische Teil des Gesamtwerkes, da nur dieser wird von den Politikern , für die er geschrieben wurde, gelesen wird), noch im IPCC Gesamtbericht einen Hinweis finden können.

Ein drittes Faktum macht nicht weniger betroffen. Aus den Frühzeiten der Computer Euphorien, in der Wissenschaftler glaubten, per Computermodell könnten selbst politische Entwicklungen simuliert/prognostiziert werden (z.B. Prof. Wilhelm Fuchs: "Formeln zur Macht"), sollten wir eigentlich herausgewachsen sein. Sollten? Sind? Im Untergeschoß des Potsdam Institutes für Klimafolgeforschung (PIK) steht ein Teraflop Supercomputer. Der Direktor des Instituts und offizielle Klimaberater unserer Bundesregierung, Prof. H.J. Schnellnhuber, scheint in die Fußstapfen von Wilhelm Fuchs treten zu wollen. In der hochreputierten Wissenschaftszeitschrift „Nature" stellt Schnellnhuber seine „Erdsystem-Analysemodell" vor. Das Erdsystem funktioniert nach der Gleichung E =f (N,H), wobei N (a,b,c...) aus einem System planetarer Subsphären (a,b,c...) besteht und der humane Faktor H sich aus der Androsphäre A und dem globalen Subjekt S zusammensetzt. Schnellnhuber schwärmt angesichts der Möglichkeit der Herausarbeitung einer mathematischen Nachhaltigkeitsethik, in deren Verlauf dann Leitplanken für ein verantwortliches planetares Management zu identifizieren und zu respektieren seien.

Und dies alles in einer Zeit, in der kompliziertere Wetterprognosen für maximal eine Woche möglich sind, danach rechnen sich unsere Computermodelle ins deterministische Chaos, in einer Zeit, in der der gegenwärtig größte Ultrarechner, der in Japan beheimatete „Earth Simulator" nicht in der Lage ist, bei Fütterung mit allen verfügbaren Daten, die Entwicklung unseres planetarischen Klimas rückwärts nachzuvollziehen (die zyklische Meeresströmung El Niño will sich partout nicht einstellen), in dieser Zeit erarbeitet Herr Schnellnhuber eine mathematische Nachhaltigkeitsethik? Das haben wir doch schon einmal gehabt, das einige Physiker glaubten, Gott überflüssig zu machen! Ich halte mich da lieber an Hans Küng.

Die Alternative

Wie ein Sandsturm prasseln sie auf uns hernieder, auf unseren Planeten, unsere Häuser, auf uns, Victor Hess bekam für ihre Beschreibung den Nobelpreis; die kosmische Strahlung. Konstant, seit Millionen von Jahren, soll sie sein, diese Strahlung, so eine der Grundannahmen der Astrophysik. Man muß ein Ketzer sein, oder ein Verrückter, oder vielleicht auch nur jung, intelligent, neugierig und sehr durchhaltefähig, will man eine Grundthese der Wissenschaft in Frage stellen. Nir Shaviv, Professor am Racah Institute of Physics der Universität Jerusalem ist so ein Mensch. Ihn interessieren lange Zeiträume und die brennende Frage nach einem Taktgeber für die mysteriösen Klimaschwankungen der Erdgeschichte. Was wohl, wenn die Erdatmosphäre wie eine Nebelkammer1 wirken würde, was wohl, wenn kosmische Strahlung, wie in einer Nebelkammer, die Wolkenbildung beeinflussen würde, was wohl, wenn die kosmische Strahlung gar nicht konstant wäre? Dann hätten wir Ärger! Ärger, denn die Grundpfeiler der Meteoritenforschung, die Altersbestimmung von Eisen, basieren auf der Annahme einer konstanten kosmischen Strahlung.

Norma, Scutum-Crux, Sagittarius-Carinan und Perseus sind weder griechische Götter noch exotische Meteoriten, sondern die vier Spiralarme unserer Galaxie. Unsere Erde liegt am Rande der Milchstraße und durchkreuzt, zusammen mit unserem Sonnensystem, periodisch diese Höllenzonen, in denen der Teufel los ist. Hier entstehen und sterben Sterne, gelegentlich explodiert eine Supernova, eine ziemlich staubige Angelegenheit. Könnte es sein, so Shavivs Frage, daß sich die kosmische Strahlung beim Durchqueren dieser Passagen massiv verstärkt? Wenn dem so wäre, müßten die Altersangaben von Eisenmeteoriten, also das Ausmaß ihrer Radioaktivität, systematisch verzerrt sein, mit einer Periode, die derjenigen der Computermodellation des Durchfluges durch die galaktischen Spiralarme entspricht.
143 Millionen Jahre, verblüffend, diese Schwankung der Häufigkeit, mit der bestimmte Meteoritenaltersklassen auftauchen und übereinstimmend mit der Modellrechnung zum Flug unseres Sonnensystemes durch die Arme unserer Galaxie, aber noch verblüffender, weitgehend übereinstimmend mit der geologischen Literatur bezüglich der Zeitskala des Auftretens von Kaltzeiten.

Jan Veizer, Geologe an den Universitäten Bochum und Ottawa hatte den mit 3 Millionen Deutschen Mark datierten Leibniz Preis gewonnen und verwirklichte sich einen wissenschaftlichen Traum. Heerscharen junger Mitarbeiter schwärmten in alle Welt aus, auf der Suche nach Kalkschalen von Brachiopoden (urzeitliche Armfüßler), mit Hilfe derer sich die Meerestemperatur und damit das Auftreten von Warm- und Kaltzeiten in der Erdgeschichte rekonstruieren ließe. Veizer wollte noch mehr, er wollte auch zeigen, daß warme und kalte Perioden mit den rekonstruierten Daten der atmosphärischen CO2 Konzentration korrelierten und somit der CO2 Hypothese zu Durchbruch und Akzeptanz verhelfen. Der renommierte Wissenschaftler endete im Zwiespalt mit sich selbst, Überzeugung gegen empirische Datenlage. Die erhoffte Korrelation der Datensätze war nicht zu finden, sehr wohl aber eine Korrelation zwischen dem periodischen Auftreten von Kaltzeiten und Shavivs Daten zur Meteoriten-Altersbestimmung. Beide Datensätze zeigten eine Periodenlänge von ca. 140 Millionen Jahren und bildeten die Grundlage einer 2003 in „Geological Society of America" publizierten Hypothese, der möglichen Triggerung der Periodizität von Klimaschwankungen durch eine Variation der Intensität der kosmischen Strahlung. Die wesentlichen Determinanten dieses Modells beziehen sich nicht nur auf den Flug unseres Sonnensystems durch die Spiralarme der Milchstraße, sondern auch auf das Verhalten oder die Aktivität unserer eigenen Sonne, eine physikalische Kausalkette, von der mich mein eigener Vater, seines Zeichens Astrophysiker, seit Jahren (erfolglos) zu überzeugen versuchte - meine Ignoranz - Mea Culpa!

Es ist das Magnetfeld der Sonne, das uns zu schützen scheint, indem es die kosmische Strahlung abfängt. Je stärker ausgeprägt dieses Magnetfeld (für uns Laien ersichtlich an einer großen Zahl von Sonnenflecken), je geringer die kosmische Strahlung, die in der Erdatmosphäre, auf der Grundlage des Nebelkammer-experiments, Wolken bilden kann. Es wird wärmer. Das Magnetfeld der Sonne hat sich im 20. Jahrhundert verdoppelt, die kleine Eiszeit, Ende des 17. Jahrhunderts, fiel mit einem fast völligen Fehlen von Sonnenflecken und damit einem schwachen Sonnenmagnetfeld zusammen. Das sogenannte Maunder Minimum.  Auf einer kürzeren Zeitskala könnte die Erdtemperatur also vom Ausmaß der die Atmosphäre treffenden kosmischen Strahlung, und damit der Sonnenaktivität, moduliert werden, über Jahrmillionen gesehen wäre die Flugbahn unseres Sonnensystems durch die Galaxie der bestimmende Faktor.

Daß die Shaviv/Veizer Hypothese inzwischen zur ernst genommenen Konkurrenz der CO2 Hypothese geworden ist, eine wohl einmalige „Konkurrenz", bei welcher beide „Gegner" in keinerlei Weise konkurrieren, zeigt das laufende Großforschungsprojekt „Cloud", in dem sich 18 Institutionen aus 9 Ländern, unter anderem das europäische Kernforschungszentrum CERN in Genf, zusammengefunden haben, um den Zusammenhang von Sonnenaktivität und Klimaentwicklung weiter zu erforschen.

Die Politik und die Medien

Man ist sich einmal einig und zieht am gleichen Strang. Die Einigkeit grenzt an ein Wunder, Frau Merkel, Claudia Roth, Jürgen Trettin, die Herren Müntefering und Beck und sogar Oscar Lafontaine liegen sich in den Armen! Du (lieber Wähler) sollst nicht zweifeln, die Ökubewegung, und das sind wir, irrt nie! Wer daran zweifelt, dient dem Bösen. Im indischen West Bengalen und in Orissa habe ich noch einige versprengte Stalinisten ausgegraben. Was Umweltthesen angeht, aber auch ganz allgemein, halten sie Hammer und Sichel hoch und akklamieren: Du sollst nicht an ein besseres Morgen glauben. Verhindere Veränderungen und Fortschritt, denn früher war alles besser. Was mir auch gut gefällt, ist das zehnte Gebot des Öku-Glaubens (Dirk Maxeiner): "Wisse, die Schuld ist weiß, männlich, christlich und westlich. Die Unschuld ist eine Urwaldindianerin.

Man könnte fast glauben, die Vernunft sei ausgebrochen. So sehr wie heute haben sich Politiker aller Couleur noch nie für ein wissenschaftliches Thema interessiert! Interessiert, oder nur für sich entdeckt?

Die Welt trieb durch ein tiefes Mediental, der kalte Krieg war beendet, der kommunistische Erzfeind zum Freund geworden, die Computermodell prognostizierte Verarmung Chinas und Indiens war ausgeblieben, auch der Golfkrieg hatte nicht gehalten, was er versprochen hatte. Sagten die Klimacomputer doch für den Fall, daß Saddam wirklich die kuweitischen Ölquellen anstecken sollte, eine so herrlich medienwirksame, weltweit rußgeschwängerte Atmosphäre voraus. Wo war sie geblieben? Anstatt wie angekündigt kälter, war es, trotz Saddam's Gemeinheit, wärmer geworden. Die „Achse des Bösen" ärgert inzwischen sogar die Amerikaner, die Farbe am Bild des Krieges gegen den Terrorismus blättert, zumindest sinkt seine Popularität (Schäuble, Schilly und Beckstein haben sich ein trojanisches Pferd gemietet und klettern in unseren privaten PCs herum). Die Welt investiert in diesen Krieg eine Unsumme Geld, was Al-Qaida wenig zu stören scheint, läßt sie doch Scheich Beithullah Mehsud Benazir Bhutto vor aller Augen einfach umbringen. Irgendwie muß es sich auch herumgesprochen haben, daß Taliban, Al-Qaida und wie sie alle heißen nur Stellvertreterkriege führen könnten, ermöglicht durch einen komplexen Entwicklungs- und Selbstfindungsprozeß vieler islamischer Staaten.2 Die Feindbilder also verschwunden oder nur noch unscharf gezeichnet? Arme Medien, arme Politiker. Da kam sie dann gerade recht - die Klimakatastrophe. Hurra, wir retten die Welt!!!, so singen nun alle vereint im Chor. Hurra, wir retten die Welt, endlich wieder ein positiver Slogan, ein Multifunktionsslogan sozusagen, unheimlich viele Schrauben, an denen es sich drehen läßt, die Profilschraube, die Rettungsschraube, die Verordnungsschraube, die Abgabenschraube (mit Hilfe der drohenden Apokalypse ließe sich wahrscheinlich auch noch eine Schuhsolengehsteigabnützungsgebühr durchsetzen), und viele mehr.

Nun fällt es mir etwas schwer, die Politiker, allen voran eine Physikerin, in die Schublade der Dummen zu stecken, ganz zu schweigen von hochkarätigen Wissenschaftlern der Klimaforschung. Die Daten liegen auf dem Tisch, die Ungereimtheiten sind ersichtlich, Alternativmodelle stehen zur Diskussion, aber es diskutiert keiner. Wohl verständlich, denn den so positiven Slogan „Hurra, wir retten die Welt!" müßte man gegebenenfalls durch etwas  schauerliches wie „Oh Gott, es sind die grünen Männchen!", ersetzen. Diese Schlagzeile will keiner hören, würde sie uns arme, krisengeschüttelte Europäer doch noch weiter ins psychische Aus katapultieren (Entschuldigung). Wäre es tatsächlich die kosmische Strahlung, die unsere Klimaentwicklung bestimmt, wären all die schönen Schrauben dahin. Nichts mehr zum Drehen, keine Profilschärfung, keine Karriereentwicklung, nur noch abwarten, was die kleinen grünen Männchen mit uns vorhaben. Und das wirklich große Geld für die Forschung? Auch dahin, trotz allen Suchens findet man es nicht mehr auf der Straße. Und von den Konten von Ministerien und Stiftungen bekommt man es nur mit einer ausgezeichneten Verkaufs- und Marketingstrategie für sein Forschungsprojekt herunter und das auch nur dann, wenn es eine positive Grundthese beinhaltet, von der alle, einschließlich der Politik profitieren können. Gott hat sie geschickt, die gasförmigen Pferdeäpfel!

  • Wissenschaftliche Forschung ist der These verbunden, neutral,
  • die Medien kritisch, objektiv, hinterfragend,
  • beide fühlen sich ethischen Grundsätzen verbunden
  • und ich fühle mich auf den Arm genommen, gelinde gesagt!

Dämonologen des 16. Und 17. Jahrhunderts beschworen das nahe Ende der Welt und einen, mit den Truppen des Bösen, den Hexen und Häretikern auszufechtenden Endkampf herauf. Soviel hat sich doch gar nicht geändert.

Noch ein direktes Zitat aus Dirk Maxeiners Buch:

„Stephen McInquire ist Mathematiker, Statistiker und Berater von Bergbau-gesellschaften, wenn es um die wissenschaftliche Grundlage der Chancen von Rohstoffbohrungen geht. Er ist Statistiker und kennt die Tricks, Kurven zum Leben zu erwecken, sie so zu gestalten, daß sie Investoren überzeugen. Nicht daß er selbst gern manipulieren würde, aber er erkennt den Versuch und ist deswegen nicht immer der Liebling der Marketingabteilungen seiner Kunden. Eines Tages stach ihm eine Temperaturkurve des Weltklimarates IPCC ins Auge, die eine Montrealer Zeitung auf der Titelseite gedruckt hatte, eine Hockeyschlägerkurve, ein klassisches Verkaufsinstrument, mit langem, flach an die x-Achse geschmiegtem Hockey-schlägerstiel und einem dann plötzlich erfolgenden steilen Anstieg. Das also sollte die Temperaturentwicklung der letzten 1000 Jahre darstellen, die Fieberkurve des Planeten, wie sie der IPCC Bericht betitelte. Die ersten 900 Jahre dümpelte die Temperaturkurve flach dahin, um dann im 20. Jahrhundert im Fieberschub drastisch nach oben zu schnellen. Als ich das Diagramm sah, erinnerte es mich an die Gewinnprognosen der Dot.Com-Ära, die alle wie Hockeyschläger aussahen, ehe die Seifenblase platzte, so McInquire. Sehr erstaunlich, die mittelalterliche Warmzeit, in der wissenschaftlichen Literatur bis dahin dokumentiert, war plötzlich verschwunden".

McInquire machte das, was er in solchen Situationen beruflich immer machte, er reanalysierte die Daten. So schrieb er denn ein Mail an Prof. Michael Mann, Chef-Paläoklimatologe der Pennsylvania State University und Leitautor des entsprechenden IPCC Kapitels, mit der herzlichen Bitte ihm mitzuteilen, wo denn die Rohdaten der Studie im Netz zu finden seien, ein, nach Publikation und Bericht der Ergebnisse, in den USA auf Grund des „freedom of information act" nicht unübliches Verfahren. Michael Mann, vom Magazin „Scientific American" als einer der 50 größten Visionäre der Wissenschaft gekürt, antwortete, er könne sich nicht mehr erinnern, wo die ursprünglichen Daten im Netz verfügbar seien und verwies ihn an andere beteiligte Kollegen. Auch dort lagen die Daten nicht parat, man versprach aber, sie zusammenzustellen. In Pennsylvania hatte wohl niemand mit den Durchhaltevermögen von Stephen McInquire gerechnet; nach endloser Odyssee konnte er schließlich eines Datensatzes habhaft werden und, die Hockey-schlägerkurve nicht reproduzieren. Wie diese bei Mann entstanden war, blieb unklar.

McInquire und der kanadische Ökonomieprofessor Ross McKitrick thematisierten in der Folge die Probleme der Hockeyschlägerkurve in einem Artikel für die Fachzeitschrift „Energy and Environment". Prof. Mann reagierte harsch, McInquire sei ein Außenseiter, den man nicht ernst nehmen könne, es handele sich um eine bizarre Kritik in einer umstrittenen Zeitschrift, eine Kriegserklärung für Stephen McInquire, der, von großen Namen nicht sonderlich beeindruckt, jetzt wirklich anfing zu graben und zwar so lange, bis er fündig wurde.

Im Jahre 2005, nach drei Jahren akribischer Arbeit, akzeptierte die Fachzeitschrift „Geographical Research Letters" die Ergebnisse von McInquire's Reanalyse zur Publikation. Es kann davon ausgegangen werden, daß McInquire's Artikel tausend Mal peer reviewed wurde (überprüft, von anonym gehaltenen Fachkollegen beurteilt, kritisiert und auseinandergenommen), einen Rohrkrepierer von solcher Brisanz bedeutet das sichere Ende eines Journals, das niemand mehr ernst nehmen würde.

Das Ergebnis: das Team eines der 50 visionärsten Wissenschaftlers der Welt und des Leitautors des IPCC Berichtes hatte die Daten des gesamten 15. Jahrhunderts manipuliert und nicht adäquate statistische Methoden zur Anwendung gebracht, die dazu tendieren, Datensätze in hockeyschlägerähnlicher Form signifikant heraus-zuheben. An dieser Stelle muß man aufhören - es ist nur noch peinlich!

Vielleicht wäre aber noch anzumerken, daß dieser Knall weltweit gehört wurde und andere Reanalysen, publiziert in „Science" und „Nature" nach sich zogen. McInquire's Ergebnisse fanden Bestätigung. Weltweit gehört? Ja, von denen die es hören wollten, viele Politiker und Päpste der Klimaszene schienen weniger berührt.

Schlußgesang

Warum dieses Elaborat, warum dieses Echauffieren? Weil ich plötzlich zum Umweltaktivisten geworden bin? Nach Jahren des Mitläufertums eher unwahrscheinlich. Weil ich in meinem letzten Bericht so viel Unsinn geschrieben hatte? Auch daran bin ich und sind Sie gewohnt. Nein, weil ich mich einfach furchtbar geärgert hatte! Geärgert bei meiner Recherche im Internet. Welche der beiden Klimathesen nun richtig sei? Wie soll ich denn das wissen, wenn sich die Koryphäen streiten. Dirk Maxeiner weiß es auch nicht. Die eine, die andere, beide? Spielt eigentlich auch gar keine Rolle. Es zweifelt ja niemand daran, daß es sinnvoll und vernünftig ist, alles nur erdenkliche zu unternehmen, die anthroprogene Treibhausgasemission soweit als möglich zu drosseln, daß es sinnvoll und notwendig ist, Staub, Feinstaub, Aerosole und was sich sonst noch an Fremdkörper in unserer Atmosphäre befindet, herauszufiltern, es stellt niemand in Frage daß wir nur einen blauen Planeten haben, den wir erhalten müssen, sollen unsere Nachkommen überleben. Noch einmal betont fühle ich mich, trotz aller Lethargie, dem Umweltschutz verbunden. Das ändert aber nichts daran, daß ich böse reagiere, wenn man versucht, mich zu manipulieren, zu instrumentalisieren, auf den Arm zu nehmen, bei solch einem wichtigen Thema schon gar.

Indien produziert CO2 und nicht zu wenig, aber im Vergleich zur Weltliga spielt es im unteren Mittelfeld (UK Stern Report 2003: World CO2 Emission: US 22%, China 16%; EU 10%, Russia 6%, Japan 5%, India 5%). Seit Wirtschaftsliberalisierung Ende der 1990er Jahre hat sich der jährliche CO2 Ausstoß allerdings verdoppelt, mit der Kohleverbrennung, als immer noch Hauptschuldigen.

„CO2 Emission India" als Schlüsselwort in einer Internet Suchmaschine genügt, um zu multiplen wissenschaftlichen Datenseiten zu gelangen. „Temperature Development India" und alle denkbaren Schlüsselwortvariationen führt zu gar nichts. Leere, von der IPCC Hockeyschlägerkurve (immer noch!) und Schlagzeilen wie „Sea level rises by 40 cm by 2010", „Himalayan glaciers vanish by 2035" (beide IPCC Summary for Policy Makers) mal abgesehen.

Leer ausgegangen habe ich mir erlaubt, alle mir zur Verfügung stehenden Register zu ziehen. Konnte es einfach nicht glauben, daß keine Daten zur Temperatur-entwicklung in Indien bestehen sollen. Im letzten Jahr hatte ich einige einflußreichere Herren kennengelernt, u.a. den Chef der obersten medizinischen Kontrollbehörde Indiens, eines Politikers mit Einfluß und Beziehungen in Delhi. Ich bat um Hilfe und habe sie erhalten. Es wurde mitgeteilt, daß es ganz selbstverständlich entsprechende Daten gäbe, daß diese aber weder ausgewertet noch publiziert seien und damit als vertraulich gelten. Wird hier schon wieder gespielt? Auch ohne Daten gesehen zu haben könnte ich mir vorstellen, daß die Schmutzbelastung der Atmosphäre, so wie ich es erlebt habe, so enorm ist, daß hier wirklich der CO2 Emissionseffekt und die damit verbundene Temperaturentwicklung kompensiert werden, in anderen Worten: es könnte in Indien kälter geworden sein, eine Entwicklung, die den Prognosen des IPCC nicht gerade entsprechen und deren Publikation wenig opportun erscheinen läßt. ABER - reine Spekulation! Nichts desto Trotz - Grund genug zum Ärgern.

Ich ärgere mich, aber richtig, über die Hockeyschlägerkurve, die weltberühmten Koryphäen für das IPCC produziert haben, Koryphäen, denen die Weltbühne augenscheinlich wichtiger geworden ist als ihre eigene Ethik. Ich ärgere mich über die Politiker, die sich dümmer stellen als sie sind, sich mit großen Sprüchen überbieten und alles, aber auch wirklich alles in den ach so großen Klimatopf hineinquetschen. Ich ärgere mich über die Medien, die ihren Objektivitätsanspruch längst aufgegeben haben und Inhalt und Wert einer Meldung in Euro und Einschaltquoten bewerten, ich ärgere mich aber auch über uns, die mündigen Bürger! Warum müssen wir nur immer der Flöte der Rattenfängern hinterherlaufen. Warum nicht ab und zu einmal nachdenken, fragen, nicht akzeptieren. Ich bin mir sicher, viele der weltberühmten Flötisten hätten längst aufgehört zu spielen, wenn ihnen niemand mehr zuhört.

OK, ich habe mich aufgeregt, jetzt kann ich mich wieder abregen.

 

 

1 Nebelkammer: über Jahrzehnte eines der Basisexperimente der Teilchenphysik. Radioaktive und elektrisch geladene Teilchen
   hinterlassen eine Nebelspur, wenn sie durch eine Kammer mit übersättigtem Gas geschossen werden.

 

2 Leseempfehlung: Lawrence Wright: Der Tod wird Euch finden - Al-Qaida und der Weg zum 11. September; ISBN: 978-3-421-04303-0